Samstag, 31. Januar 2015

Schöner sterben


Donnerstags nun also die Beerdigung, eine knappe Woche nach dem Todesfall, zwei Tage, nachdem die Tochter der Verstorbenen eine Frühgeburt erlitten hat, genau einen Tag nach dem Geburtstag des frischgebackenes Witwers...
Es ist einer dieser Tage, die so schwer sind, dass sie wie Blei auf den Schultern liegen.

So sehr man Hoffnung hat und Vertrauen, dass es weitergehen wird, dass sie nun erlöst wird, ich finde Beerdigungen oftmals schwer zu ertragen.

Oh, es gibt da rühmliche, wunderbare Ausnahmen; Beerdigungen, die trösten, die Hoffnung schenken, die Kraft geben und den Zurückbleibenden Halt - aber diese hier war keine davon.
Dafür war die Geschichte des Todesfalls zu tragisch, das Leid der nächsten Angehörigen zu allgegenwärtig und leider tat auch noch der Priester sein Übriges, um den Tag schwerer zu machen.
Man mag mich nun kleinkariert nennen, aber wenn ein katholischer Gottesdienst begonnen wird mit den Worten: "Ich begrüße Sie alle ganz herzlich zur Beerdigung von Frau A.", dann läuft irgend etwas von Grund auf schief.
Nicht nur, weil dieser Anfang jede liturgische Vorgabe ignoriert - was ich weiß Gott schon ärgerlich genug fände - sondern auch und besonders, weil es so dermaßen unpassend, schlecht formuliert und geradezu dümmlich ist, dass mir fast die Worte fehlen.
"Ich begrüße Sie alle ganz herzlich..."
Ich meine - im Ernst???
So kann man ja vielleicht die Jahreshauptversammlung des Karnickelzüchterbundes (sic) beginnen oder von mir aus auch die jüngste Aufführung der Kindergarten-Schauspieltruppe, aber eine heilige Seelenmesse? Eine Beisetzung? Spürt man nicht irgendwie, dass diese Formulierung ein wenig SELTSAM klingt?

Naja, unser mitfühlender Priester ließ sich davon nicht verdrießen. Sein Ton passte zum launigen Einstieg, er wirkte gelöst, heiter fast, tröstlich waren weder seine Worte noch seine Intonation, dafür eilte er in einem Tempo durch die Messe, dass einem schwindelig hätte werden können. Schuldbekenntnis, Kyrie und Glorie entfiehlen ersatzlos, Hallelujah und Glaubensbekenntnis ebenso und das Agnus Dei scheint ja ohnehin außer Mode gekommen zu sein... 
Das Sanctus wurde von einem Akkordeonspieler im Alleingang intoniert, einige Gemeindemitgleider versuchten vorsichtig mitzusingen, aber es war eine kreative Fassung, so dass alle schnell wieder kapitulierten. Dafür gab es dann einige skurile Fürbitten, die mehr um Tagespolitik als um Trauer kreisten und natürlich eine gar wundervolle Predigt, nämlich einen stichpunktartigen Abriss des Lebens der Verstorbenen in fünf, in Worten FÜNF Sätzen. Ich habe sie gezählt.
Geboren, Schule, noch eine Schule, geheiratet, Eltern gepflegt, Kinder bekommen, Krebs bekommen, gestorben.
Es war sehr rührend.....

Mitten im Schlusssegen fiel dem Pfarrer dann ein, dass ja noch Nachrufe gehalten werden sollten, er unterbrach also mit den Worten: "Ach, jetzt kommt, glaube ich, noch ein Nachruf, Sie können sich wieder setzen.", was wir dann mangels Alternativen auch alle taten.

Ich muss vielleicht zur Erhellung dieser "Messe" ausführen, dass sie beileibe nicht in einer streng atheistischen Gegend im Beisein einer Handvoll Gelegenheitsgläubiger stattfand - nein, wir befanden uns mitten im Herzen von Oberbayern, in einer sehr katholischen Kleinstadt, in einer großen, wunderschönen Barockkirche, welche übervoll besetzt war mit rund 400 Menschen, die fast ausnahmslos gewusst hätten, was zu tun ist, wenn man sie denn hätte tun lassen. Bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen die Gemeinde dann doch etwas sagen durfte, schallten dem Priester die Antworten und Gebete aus 400 Kehlen wie aus einem Mund entgegen, aber während unser örtlicher Münchner Pfarrer wahrscheinlich vor überschäumender Freude ob dieses ungewohnten Erlebens in seliger Ekstase darniedergesunken wäre, ließ es diesen kalt, ja, er schien es fast ein wenig störend zu finden, vielleicht hielt er die Sache deshalb kurz, vielleicht stand auch schon zu Hause der Schweinsbraten bereit, wir werden es nie erfahren.

Am Grab wurde es dann ähnlich innig, nach der Aussegnung in der Leichenhalle war die Sache schnell beendet. Eher flott als geschickt wurde die liebe Verstorbene in die Grube befördert, der Sarg dabei so heftig gekippt und gestürzt, dass das Kopfkino bezüglich seiner Insassin beklagenswert graphisch wurde und dann gab es noch Weihwasser, Erde und Weihrauch im Eiltempo hinterher und schon empfahl sich der Herr Pfarrer und ließ die Trauergemeinde ohne ein weiteres Wort am offenen Grab zurück, es war ja auch schon nach 12.30 Uhr und der Schweinsbraten...
Ach, lassen wir das.

Die liebe Leserschaft möge mich nicht falsch verstehen - lustig finde ich das alles eigentlich gar nicht, aber wenn man sich keinen Galgenhumor bewahrt, was soll man dann noch tun?
Natürlich keimte in mir mehrfach die Frage auf, ob denn ein Anspringen des Priesters unter Ausstoß unartikulierter Wutschreie noch durch die neue päpstliche Regel bezüglich verständlicher Gewalt gegen deinen Nächsten abgedeckt sei, ich habe mich dann aber doch aus Rücksicht auf die nächsten Angehörigen und aufgrund allgemeinen Respekts dagegen entschieden.
Ich werde allerdings diese Geschichte zukünftig ins Feld führen, wenn mir mal wieder jemand vorwirft, ich sei ungeduldig und aufbrausend...

Mittwoch, 28. Januar 2015

Zum Jahresanfang ein Abschied


Eine sehr liebe Freundin hat am vergangenen Freitag den Kampf gegen den Bauchspeicheldrüsenkrebs verloren.
Fast ein Jahr ist vergangen seit ihrer schrecklichen Diagnose, ein Jahr voller Operationen, Chemotherapie, voller Fortschritte und Rückschläge, stets zwischen Hoffnung und Verzweiflung, sie selbst nannte es "das schlimmste Jahr ihres Lebens".
Von Herzen hätte ich ihr ein schöneres letztes Jahr gewünscht, einen leichteren Abschied, aber es sollte wohl nicht sein, wie ihr ganzes Leben war auch der letzte Weg nicht leicht.

Ich hoffe sehr, dass nun alles gut wird für sie, dass sie Frieden findet und Erlösung und Trost von allem, was sie die letzten Monate noch besorgt und belastet hat.
Vielleicht, hoffentlich! darf sie es nun etwas leichter haben.

Freitag, 23. Januar 2015

Bunny-Gate Teil 2


Wenn ich heute lese, dass Papst Franziskus "betrübt und überrascht" ist, wie sehr doch mit seinem Karnickel-Vergleich einmal mehr missverstanden worden ist, dann fallen mir eigentlich nur zwei Dinge ein:

1. Der wohlgemeinte Rat: Erst nachdenken, dann reden.
2. Das obige Bild.

In diesem Sinne, kommt gut in's Wochenende und seid nett zu Häschen!

Donnerstag, 22. Januar 2015

Papst Franziksus kurz vorm Bunny-Gate



Unser aller Lieblingspapst schlägt wieder zu - auf dem Rückweg seiner Asienreise informierte Papst Franziskus nun also die staundende Menschheit, dass sich Katholiken nicht wie die Karnickel vermehren müssen.
Na, da sind wir doch alle dankbar für diese wichtige Information.

Was mich nun daran stört?
Das selbe wie immer - Doppelmoral, inhärente logische Widersprüche und das Präsentieren von Althergebrachtem als aufregende Neuigkeit.

Nicht nur erzählt er mit der Geschichte von der "verantworteten Elternschaft" einmal mehr nichts Neues (entgegen gängiger Vorurteile sind natürliche Verhütungsmethoden schließlich auch dem Katholiken erlaubt), nein, er konterkarriert auch en passant einen der zentralen Punkte der katholischen Eheschließung - "Sind Sie beide bereit, die Kinder anzunehmen, die Gott Ihnen schenken will?".
Das beantwortet das Ehepaar in spe also künftig am besten mit Aussagen wie "Ja, aber..." , "Unter Umständen", etwas präziser mit "Ja, aber nicht mehr als drei." oder einer ähnlich griffigen Formulierung.
Ich bin guter Hoffnung, dass die nächste Synode, die sich ja Gerüchten zufolge zentral mit dem Thema Sexualität befassen soll, dafür nähere Anhaltspunkte oder am besten gleich neue Antwortvorlagen liefert.

Man kann - insbesondere wenn man kein Katholik ist - zur katholischen Sexualmoral und Ehelehre stehen wie man will. Bei einem Papst, der ja tendenziell doch eher katholisch sein sollte, fände ich allerdings eine klare Linie und eine stringentere Logik deutlich erfreulicher und auch weniger verwirrend für die Zuhörerschaft gleich welcher Konfession.
Außerdem gut gefallen würde mir eine weniger despektierliche Rede gegenüber den eigenen Schäfchen, aber hey - wen verärgert man besser als seine eigenen Leute...

Das einzig Amüsante an der ganzen Geschichte finde ich die verärgerten Reaktionen der deutschen Kaninchenzüchter. Es ist schön, dass auch der für den Vergleich missbrauchten Kreatur eine Stimme geliehen wird - auf entsprechende Stellungnahmen von Seiten PETAs darf man noch gespannt sein.

Ich werde derweil das Gefühl nicht los, dass irgendwo in der ganzen Sache ein Witz lauert, der beginnt mit den Worten "Der Papst, eine Schwangere und ein Kaninchen gehen in eine Bar...".
Wenn ich ihn gefunden habe, gebe ich Bescheid.

Montag, 19. Januar 2015

...while you're busy making other plans


Haltet euch fest, liebe Leser! Ich, eure Fuchsi, werde womöglich bald heiraten!
Na, ist das ein Knaller zum neuen Jahr?
Jaaa?
Ihr wollt Details?
Dazu komme ich gleich, erst muss ich noch ein Wort loswerden zum Thema:

Neujahrsvorsätze.
Erfahrungsgemäß fasst man selbige unter dem Einfluss geistreicher Getränke in der Silvesternacht (ironischerweise wird dann besonders gerne "Weniger trinken", "abnehmen", "das Rauchen aufgeben" genommen, während man sich in einem Zustand fortgeschrittener Trunkenheit und vollgefr*** bis zum Halse mit Fondue, Marzipanschweinen und ähnlichem an der "letzten Zigarette" festhält), erzählt am Neujahrstage noch schwerst verkatert jedem davon, der unglückseligerweise danach fragt, um dann spätestens, allerspätestens am 4. Januar mit einem leisen schlechten Gewissen, aber deutlich überwiegender Erleichterung zu den geliebten schlechten Gewohnheiten zurückzukehren.
Wir kennen alle solche Menschen, im Zweifelsfall vom schuldbewussten Blick in den Spiegel.

Als "Gegenbewegung" trifft man in den letzten Jahren zunehmend Menschen, die einem ungefragt erzählen, ihr Neujahrsvorsatz sei, keine Vorsätze mehr zu fassen. Oftmals kichern sie gewollt selbstironisch über diesen tiefsinnigen Widerspruch und erwarten euphorisches Lob für ihre originellen Pläne.
Herrlich.

Ich persönlich halte es seit vielen Jahren mit dem Vorbild von Hobbes aus dem unsterblichen Comic Calvin und Hobbes und nehme mir jedes Mal wieder das gleiche vor: Mir die menschliche Natur nicht mehr so sehr zu Herzen zu nehmen. Für gewöhnlich scheitere ich ebenso wie Hobbes unverhältnismäßig schnell, aber im Grunde meines Herzens lebt ein optimistischer Kern und so versuche ich es immer wieder.
Abgesehen davon habe ich wenig Pläne, ich lasse mich gleich überraschen, das erspart mir viel in-letzter-Minute-umplanen.
Warum ich das erzähle?
Nun, es ist eine semi-subtile Überleitung zu den neuesten Informationen über meinen bescheidenen Blog hier, denn immerhin für diesen habe ich Neujahrsvorsätze.

Zum einen wurde (ein - vorerst - letztes Mal) der Name modifiziert. Ich meine, das gute, alte "Fuchsis Funnys" hatte weiß Gott ausgedient, dafür gibt es einfach mittlerweile zu wenig Comics und es hat sich auch zu viel in meinem Leben verändert, aber das zwischenzeitliche "Fuchsi beyond Funny" kam mir auf Dauer doch etwas zu negativ vor und außerdem teilte mir der beste Ex-Freund von allen mit, dass er so meinen Blog nicht mehr lesen könne, weil ihn schon der Titel deprimiert und das geht ja nun auch nicht. (Ja, er ist ein bisschen zartbesaitet, aber er hat schlimmere Eigenheiten, dies ist also verzeihlich.)

Nun also "Fuchsis Funnys and beyond". Für mich trifft es das ganz gut und es gibt mir außerdem eine weitere Möglichkeit, meinen Feldzug gegen das Deppen-Apostroph fortzuführen.
Korrekter Genitiv jetzt.

Desweiteren gebe ich - wie der erste Artikel des Jahres anschaulich beweist - meine bislang verhältnismäßig strikte Ablehnung gegen Politik und Tagesgeschehen im Blog auf. Da mich just jenes regelmäßig an der menschlichen Natur verzweifeln lässt, werde ich auch darüber schreiben.
Erschreckend, aber wahr und womöglich produktiv für die Zahl meiner Beiträge.

Zeichnungen gibt es weiterhin, Mutter Fuchsi und ich treiben uns noch immer gegenseitig die Wände hoch und ich bleibe dissoziiert, zynisch und politisch inkorrekt, ich hoffe also, die geneigte Leserschaft bleibt mir gewogen.

Oh, und wovon wollte ich eigentlich erzählen? 
Ach ja, ich werde womöglich demnächst heiraten!!!
Aber nun ist dieser Post schon so lange, dazu also erst im nächsten Beitrag mehr.
Ja, ihr dürft mich jetzt ein bisschen hassen.
Aber so ist sie nun einmal, die menschliche Natur. 
Zum Verzweifeln.
Schon zum Jahresanfang.

Donnerstag, 8. Januar 2015

Je ne suis pas Charlie

Hurra, seit gestern haben wir endlich wieder eine neue Kollektividentität. Wir sind Charlie.
heute sind wir alle Franzosen. Oder wenigstens erschossene französische Karikaturisten. Solidarität jetzt, ein kleines Hashtag reist um die Welt: Ich. Bin. Charlie.

Ich bin nicht Charlie.

Man verstehe mich nicht falsch: Ich finde den Anschlag auf die Redaktion von Charlie Hebdo schockierend, verachtens- und verurteilenswert, ich finde, es gibt keine Rechtfertigung für ein derartiges Verhalten, und den Opfern dieser Greueltat sowie ihren Angehörigen und Freunden gehört mein volles Mitgefühl, aber ich werde dennoch kein Teil dieses neuen Kollektivs und Stéphane Charbonnier und seine Kollegen sind nicht meine Helden, meine Idole oder auch nur Märtyrer für mich. Sie sind die bedauernswerten Opfer eines schrecklichen Anschlags, nicht weniger, aber auch nicht mehr.

Ich war kein Freund der Zeitschrift Charlie Hebdo vor diesen Anschlägen und ich weigere mich, sie und ihre Macher nun zu glorifizieren, nur weil ihnen Furchtbares geschehen ist. Denn dieses Blutbad ändert nichts daran, dass ich einen erklecklichen Teil der dort publizierten Karrikaturen abstoßend, anstößig und geschmacklos fand und finde und dass ich dieses Maß an antiklerikaler Hetze und Gehässigkeit als bewusste Beleidigung und Verletzung religiöser Gefühle unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit betrachte.

Nein, das rechtfertigt nicht, unter keinen Umständen, sein Missfallen mit (Waffen-)Gewalt auszudrücken, das will ich damit keinesfalls gesagt haben. Egal, wie wenig einem etwas gefällt, Gewalt und Terror dürfen nicht die Antwort darauf sein.

Ich bin ein großer Fan von Meinungsfreiheit, Meinungsfreiheit ist toll und deshalb sollte jeder das Recht haben, das zu glauben, zu sagen und zu zeichnen, was für ihn richtig erscheint. Wir sind subjektive Wesen und es sollte uns zustehen, die Realität auf unsere subjektive Art zu rezipieren und zu kommentieren, aber in eben dieser Subjektivität nehme ich mir auch eine Freiheit, die ebenfalls jedem zustehen sollte, nicht jede Perzeption zu bejubeln und nicht jede Meinung zu mögen.
Und ich mag die Weltsicht von Charlie Hebdo nicht und auch nicht die große Welle der Identifizierung, die nun durch die Lande rollt, denn ich finde sie doppelmoralisch. Es sterben jeden Tag haufenweise Menschen als Opfer von Terror und Gewalt und niemand identifiziert sich mit ihnen. Sie sterben einfach, werden erschossen, gemetzelt, geschlagen, vergewaltigt, verbrannt und gekreuzigt und niemand schreit "Ich bin koptischer Christ", "Wir sind Jesiden" oder "Wir sind die Kinder von Utoya".
Aber nun sind zwölf Menschen tot und plötzlich sind wir alle Charlie?

Wer werden wir wohl nächste Woche sein?