Montag, 10. November 2014

Vergeht die Zeit im Gefängnis wohl auch so schnell?

Unfassbar - da plant man, wieder regelmäßiger zu schreiben und dann rast die Zeit so sehr, dass, kaum schaut man wieder nach seinem Blog, um diesen Vorsatz zu erfüllen, bereits die nächsten Wochen vergangen sind...
Das schockiert mich ein wenig, gleichzeitig bringt es mich zu der Frage, die im Titel steht:
Vergeht die Zeit im Gefängnis eigentlich auch so schnell?
Ich frage mich das aus aktuellem Anlass, denn - unter uns gesprochen, liebe Leser - ich bin kurz davor, einen mehrfachen Mord zu begehen. Klar, ich hätte dann nicht unbedingt vor, mich erwischen zu lassen, aber bei den Fortschritten, die die heutzutage Kriminaltechnik macht, weiß man ja nie.
Also, beginnen wir mit meiner Rechtfertigungsgeschichte ("Es war Notwehr, Euer Ehren!"):

Im Oktober 2013 erhielt ich einen Brief der Stadt München, in welchem man mich darüber in Kenntnis setzte, dass mein Abwasserkanal undicht sei, ich möge dies bitte bis Ende des Jahres beheben.
Nun bekamen gleichlautende Briefe zu der Zeit aber wohl viele Münchner, jedenfalls waren die entsprechenden Firmen ausgebucht. Die Stadt gewährte mir großzügigerweise (.....) einen Aufschub bis Ende März.
Im Januar 2014 erschien eine Firma, die Videountersuchungen von Kanälen vornimmt (ich nehme an, sie werden zumindest teilfinanziert über die GEZ) und bestätigte, dass der Kanal undicht ist.
Heureka.
Zeit zur Reparatur hatten sie aber auch nicht.
Die Stadt verlängerte meine Frist auf Ende Juni.
Im Mai erschien endlich eine andere Firma und erstellte auf Basis des Videos einen Kostenvoranschlag: Die Reparatur würde 1 (in Worten EINEN, merkt euch das, das wird noch wichtig!) Tag dauern und dafür einen exorbitanten Preis kosten, aber sei's drum, man kommt ja aus dieser Sache nicht raus. Ich erteilte der Firma also den Auftrag.
Dann hörte ich nichts mehr.
Naja, außer von der Stadtentwässerung, die die Arbeiten anmahnten und mit Bußgeld drohten. Auf meine Erläuterung der Vorgänge, wurde die Frist auf Ende September erweitert.
Nach längerem Hin und Her, Anrufen und Emails meinerseits, erschien endlich am 4. September (!) die Kanalfirma zur Reparatur. Sie sperrten mir 9 Stunden lang das Wasser ab, fluteten dafür meinen Keller und machten irrwitzigen Dreck. Aber ich tröstete mich damit, dass der Fall ja nun erledigt war.
Als sie sich verabschiedeten, zerschlugen sie diese Hoffnung und teilten mir mit, meine Hausleitung sei ebenfalls undicht, sie würden "bald" wiederkommen, um das zu reparieren und erst dann könne man die Arbeiten von der Stadtentwässerung abnehmen lassen (was diese nun wieder verlangte.).
Was geschah dann?
Ihr ahnt es: Nichts mehr.
Ich hörte nichts, außer von der Stadtentwässerung... blablabla... Bußgeld... blablabla... Erklärungen... blabla... Fristverlängerung bis 31. Dezember. *winsel*

Ich verlegte mich auf Telefonterror bei der Kanalfirma, sie hoben nicht ab. Ich schrieb Emails, sie antworteten nicht. Just, als ich begann, die Inserate der örtlichen Auftragskiller mit wachsendem Interesse zu studieren, rief die Firma wieder an:
"Sie haben sich bestimmt schon gewundert, warum Sie nichts mehr von uns gehört haben."
So etwas verdient keine Antwort, wirklich nicht, außerdem wäre sie unflätig geworden, ich grummelte also nur vage etwas und schwieg ansonsten.
Die Kanalfirma schien sich aber keiner Schuld bewusst, man teilte mir nur freudig mit, dass man am 27. Oktober wiederkommen würde, um die Arbeiten "abzuschließen".
Ich schöpfte unvernünftigerweise Hoffnung.

Am 27. Oktober wurde mir dann wiederum das Wasser abgesperrt, aber diesmal nur für 6 Stunden, der Keller wurde trotzdem geflutet und der Dreck kam mir auch vertraut vor, aber immerhin würde der Fall ja nun erledigt sein.
Diese Hoffnung zerschlug sich... siehe oben.
Beim Abschied teilte man mir mit, dass sie nochmal wiederkommen müssten, denn ein Teil des Rohres müsste ja noch gesondert abgedichtet werden und heute hätte man ja nur die Hausleitungen saniert, blablabla.
Ab diesem Zeitpunkt wurde es schwierig für mich, nicht auf die Stimmen zu hören, die nach Axt, Kettensäge und Maschinenpistole verlangten.
Ich wies zart schaumgebremst darauf hin, dass man mir zugesagt hätte, die Sache sei in EINEM Termin erledigt, aber die fröhlichen Kanalarbeiter behaupteten, das hätten sie SO nie gesagt und die schriftliche Angabe sei natürlich nur eine Prognose gewesen. Außerdem würden sie sich bald wieder bei mir melden und überhaupt blabla.
Ich führte nicht mehr ganz so entspannt aus, dass ich ab Mitte November keine Zeit mehr hätte, ganztägig für sie bereit zu stehen, dies wurde kommentiert mit "Das ist ja schade für Sie, dass Sie so wenig Zeit haben. Wir tun, was wir können."
Diesen Satz hörte ich unweigerlich in der Stimmlage Michael Mittermeiers, sonst hörte ich nicht mehr viel, das Rauschen in meinen Ohren war zu laut.

Danach hörte ich wieder nichts mehr.
Meine Anrufe wurden nicht entgegen genommen, meine Emails ignoriert. Irgendwann wurde dem Chef der Firma aber wohl doch das dauernde Telefonklingeln zu viel und ich erhielt eine kurze Mail, dass man am 7. November wiederkommen würde, um die Arbeiten abzuschließen und zu diesem Termin auch die Abnahme durch die Stadtentwässerung anstünde.

Am 7. wurde - der Tradition folgend - das Wasser abgesperrt (diesmal für 5 Stunden), der Keller geflutet (diesmal großflächiger) und Dreck produziert (ich schwöre, manche der Matschklumpen waren faustgroß!!!). Aber ich war frohen Mutes, denn heute nun würde ja endlich die Angelegenheit zu einem Ende geführt werden.
Auftritt des Kanalmeisters der Stadt München. Er begutachtete, er prüfte, er schüttelte nachdenklich den Kopf und verkündete dann, dass er die Arbeiten so leider nicht abhnehmen könne, da der Kanal immer noch nicht dicht sei.
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Ich schrie nicht, was mich im Nachhinein wundert. Ich suchte nur im Geiste meinen erweiterten Bekanntenkreis nach Menschen ab, die Kontakt zur Russen-, Kroaten- oder albanischen Mafia haben könnten, meinetwegen auch zur Yakuza, den Triaden oder der Cosa Nostra, piepegal, aber irgendetwas musste jetzt passieren und ich wollte ENDLICH einmal professionelle Arbeit sehen.
Die fröhlichen Kanalarbeiter packten derweil zusammen und versprachen, mich heute noch zu informieren, wann sie wiederkämen. Ich konnte nicht antworten, denn ich fragte mich, was man für einen dreifach Auftragsmord heutzutage wohl bezahlen müsse und was ich mir von dem Geld, das ich mir dann, im Vergleich zur Rechnung für die Kanalsanierung noch übrigbleiben würde, gönnen könnte. Eine Kreuzfahrt erschien mir ansprechend. Meine Nerven sehnten sich nach Entspannung.

Derweil informierte mich die Firma an diesem Tag nicht. Auch am nächsten hörte ich nichts. Aber am Sonntag Abend erhielt ich eine Email, dass sie Montag Morgen (10.11.) um 8.30 Uhr wiederkommen würden.
Dieser Montag ist heute.
Sie kamen um 8.15 Uhr. Zu früh. Weil meine Laune noch nicht schlecht genug ist.
Seitdem sind sie in meinem Keller zugange und heute heiterer denn je. Sie haben eine Tür ausgehängt, sie haben SCHON WIEDER alles geflutet, sie machen Dreck (ich weiß nicht, woher sie ihn nehmen, wahrscheinlich bringen sie ihn mit!), mittlerweile ist es 14.11 Uhr und soeben haben sie mir mitgeteilt, dass sie heute nicht fertig werden, sie müssen noch einmal wiederkommen...
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Liebe Leser, wenn es in Zukunft wieder still wird, hier im Blog, dann vielleicht, weil ich mich entleibt habe. Oder weil die Kripo München zuordnen konnte, wer die drei schrecklich entstellten Leichen so schrecklich entstellt hat. Ich weiß es noch nicht.
Denkt einfach an mich, während ich leise weine und hoffen wir darauf, dass ich im Gefängnis viel Muße zum Bloggen habe...