Montag, 30. März 2015

Wäre ich ein Mann, müsste ich jetzt sterben


Deutschland atmet auf - die Grippewelle flaut endlich ab.
Wer nimmt noch mal schnell ein paar Viren mit, ehe es zu spät ist?
Genau.
Ich.
Und dabei hasse ich es, krank zu sein!
Ich besitze einfach nicht diese nonchalante Art des männlichen Geschlechts, mich laut jammernd mit einigen elektronischen Spielzeugen in's Bett zu verziehen und mich bemuttern zu lassen. Mich nervt das. Ich kann die ganze Zeit nur daran denken, was ich jetzt eigentlich erledigen müsste und wie sehr das krank sein meine Pläne ruiniert und geeignete elektronische Spielzeuge besitze ich erst gar nicht.
Also bin ich unleidig, was die ganze Sache nur noch nervtötender macht.
Zwar wäre Mutter Fuchsi äußerst gern bereit, mich adäquat zu bemuttern und hat auch bereits damit begonnen, mich mit ihrer hausgemachten Hühnersuppe zu füttern, da sie aber ferner die Angewohnheit hat, derartige Gelegenheiten zu einer genauen Inspektion meiner Wohnung inklusive Klagen und Verbesserungsvorschlägen über Sauberkeits- und Organisationsgrad, sowie nützlicher Anmerkungen und ausschweifender Vorträge über meine Schlafgarderobe und die Notwendigkeit eines Schals bzw. warmer Hausschuhe zu nutzen, ist der Erholungseffekt für mich eher gering.
Mal im Ernst - 39,5° C Fieber und dazu ein Referat über Daunendecken?
Da weiß man doch nicht, ob man sich noch in der Realität befindet oder schon im Fieberwahn!
Bleibt also nichts übrig, als mit krächzender Stimme die Symptome runterzuspielen und im stillen Kämmerlein zu leiden.
Das ist wirklich einer der Momente, wo das starke Geschlecht es besser hat...

Samstag, 28. März 2015

"Jenny Jürgens gegen Franz Josef Wagner" oder "Meinungsfreiheit ist ein ekles Ding"

Gestern erreichte mich per Email der Aufruf, doch bitteschön die Petition von Jenny Jürgens (der Tochter von Udo Jürgens, wie explizit und im Fettdruck erwähnt wird, weil solche Verwandschaftsgrade den Worten eines Menschen natürlich augenblicklich ein besonderes Gewicht verleihen, von der damit zementierten herausragenden Bedeutung der Person ganz zu schweigen...) zu unterschreiben, mit welcher sie eine Absetzung der Kolumne "Post von Wagner" in der Bild-Zeitung fordert.
Sie hat dafür natürlich auch einen wunderbar aktuellen Grund - sie sieht nämlich durch seinen Kommentar zum Absturz der Germanwings-Maschine am Montag eine "Grenze erreicht. Diese Grenze nennt sich Würde!"
Um wessen Würde es dabei exakt gehen soll, wird nicht weiter ausgeführt, das ist aber anscheinend auch nicht nötig, denn "Diese Grenze zieht sich durch jedes kluge und human empfindende Herz."
Aha.

Schnell wird deutlich, dass sich Frau Jürgens ganz grundsätzlich von eben jener Kolumne gestört fühlt ("Lange genug mussten wir die verbalen Ergüsse des Franz Josef Wagner über uns ergehen lassen. Egal ob Bild Zeitung Leser oder nicht. Es gab kein Entrinnen.") und man könnte nun eventuell argwöhnen, dass sie hier einen günstigen Moment sieht, um Unterstützer für diesen grundlegenden Unmut und die daraus resultierende Sendung um sich zu scharen, denn im Angesicht von Katastrophen engagiert sich der Mensch ja gerne, am einfachsten durch seinen Namen auf einer Liste, das nimmt nicht viel Zeit in Anspruch...
Aber das wäre zynisch.
Ich kann nur für mich festhalten, dass ich bis zu eben jenem Aufruf weder von der Kolumne noch von der Existenz des Herrn Wagner überhaupt wusste, es gibt also anscheinend doch ein Entrinnen vor seinen Aussagen, aber das nur am Rande.

Nichtsdestoweniger, ich war nach all den vollmundigen Anklagen ein wenig neugierig geworden auf jene Zeilen, von denen es da hieß, sie seien "pietätlos und dumm und haben mit seriösem Journalismus nichts mehr zu tun".
Ich erwartete Geschmacksloses, aber ich muss gestehen - ich wurde enttäuscht.
Denn in jenem kurzen Textlein, einer Kolumne eben, einer persönlichen (Meinungs-)Äußerung des Autors und keiner anspruchsvollen, dem Objektivismus verschriebenen, journalistischen Berichterstattung, erschloss sich mir unsensiblem Geschöpf jenes Grauen einfach nicht, dass Frau Jürgens und ihre mittlerweile über 30.000 Unterstützer gepackt hatte. Es war nur ein kleines Stück Text, eine kleine, persönliche Verarbeitung eines schrecklich großen Grauens in kurzen, schlichten und durchaus betroffen wirkenden Worten. Herr Wagner hatte (wie es der Titel seiner Kolumne ja vorgibt), einen Brief verfasst, in diesem Falle an die Absturz-Opfer und für mich wirkte er nicht pietätlos und dumm, sondern einfach erschüttert und ein wenig überfordert davon, dieses Thema des Tages in Worte zu fassen.

Nun muss ich gestehen, ich bin keine Bild-Leserin und ich bin kein Fan von Herrn Wagner, letzteren "kenne" ich wie gesagt erst seit gestern Abend, erstere nur von der Schlagzeilen, die einem auf dem Weg zur U-Bahn oder am Kiosk anspringen. Aber ich bin noch immer ein großer Fan der Meinungsfreiheit und als solcher regt mich diese Petition auf, denn sie ist einmal mehr ein schönes Beispiel für die immer weiter um sich greifende Attitüde, dass "Meinungsfreiheit" nur denjenigen zusteht, die der gleichen Meinung sind wie man selbst, alle anderen werden gnadenlos zum Abschuss freigegeben.
Der Kollege hat die falsche Gesinnung? Wird in Zukunft gnadenlos ignoriert, mit solchem Pack gibt man sich nicht ab. Aber selbstverständlich müssen andere Kollegen umgehend informiert werden, dass man ja niiie gedacht hätte, dass der Herr X. so einer sei...
Der Facebook-Freund hat ein Bildchen geteilt, dass einem missfällt? Sofort den Kontakt löschen, er ist offensichtlich ein schlechter Mensch. Umgehend darauf teilt man selbst Bilder, um sich von dergestalten Verhaltensweisen abzugrenzen und weist darauf hin, dass man mit jenem ehemaligen Freund nichts mehr zu tun haben will, die Allgemeinheit muss schließlich von seinem Makel erfahren.
Einem völlig unbekannte Menschen äußern sich in der eigenen Meinung widersprechender Weise? Auf zur Gegendemo und niederschreien, den Mob, niemand soll ihre Aussagen hören können, widersprüchliche oder gar kontroverse Ansichten gehören schließlich unter Verschluss...
Ach, man könnte noch ein Weilchen so weitermachen, aber ich denke, das Bild wird klar.

Gestern waren noch alle Charlie und fühlten sich so schrecklich solidarisch mit jenen Märtyrern der Meinungsfreiheit, heute wird danach geschrieen, einem anderen Journalisten den Job wegzunehmen, weil seine Äußerungen zu zynisch seien.
Die Ironie kann man wirklich mit dem Messer schneiden.

Freitag, 27. März 2015

8 Minuten lang


Mir tut die Seele weh, wenn ich an die letzten Minuten in Flug 4U9525 denke.
8 Minuten sind unendlich lang, wenn man weiß/ahnt/begreift, was an ihrem Ende geschehen wird.

Ich finde es sehr nett, dass sich Presse und Sprecher der Lufthansa momentan dergestalt äußern, dass die Passagiere erst "im letzten Moment" realisiert haben sollen, was geschieht; das ist tröstlicher Gedanke, an dem man sich ein wenig fest halten kann. Es aber so wirklich zu glauben, das fällt mir schwer.
Zumal: Was bedeutet "im letzten Moment"?
4 Minuten vorher?
1 Minute?
Auch eine Minute wird elend lang in Todesangst.

Seit alles danach aussieht, als habe der Co-Pilot das Flugzeug vorsätzlich gegen die Felswand gelenkt, rufen mich viele Freunde und Bekannte an und bitten um Erklärungen: Was geht in einem Menschen vor, der so etwas tut? Wie kann man das nur machen? Was denkt sich so jemand?
Als Psychologin, noch dazu als eine, die jahrelang mit Selbstmördern gearbeitet hat, müsste ich das doch wissen, glauben sie.
Aber ich weiß es nicht.
Jeder Selbstmord ist anders, jeder Mensch ist anders, kein Motiv gleicht dem anderen.
Man sieht den Menschen nicht hinter die Stirn.
Ein Selbstmörder kann lachen, scherzen, plaudern und völlig normal sein und 5 Minuten später springt er vor einen Zug.
Die Absicht, das eigene Leben zu beenden, verursacht keinen charakteristischen Ausschlag wie Masern oder Röteln, sie färbt die Haut nicht, muss nichts in der Mimik fremd machen und kann das Verhalten scheinbar unbehelligt lassen. Man sieht es jemandem nicht an, das ist einer der Punkte, der es so erschreckend macht, der andere ist, dass wir Menschen immerzu verstehen möchten und stoßen wir an etwas, das sich uns nicht erschließt, ist das erschreckend und beunruhigend und entwickelt einen Sog, der die Gedanken nicht mehr loslässt.

Was hat diesen jungen Mann dazu getrieben?
Ich könnte mir hundert mögliche und schlüssige Szenarien ausdenken, aber Fakt bleibt: Ich weiß es nicht.
Ich hoffe von Herzen, dass sich doch noch irgendwo ein Abschiedsbrief oder eine andere Art der Erklärung finden wird, denn Erklärungen machen es leichter für die Hinterbliebenen, Ungewissheit ist ein Krebsgeschwür.
Das "Warum" kann noch so verstörend, scheinbar absurd und belanglos sein - einen Grund zu kennen, hilft dabei, in irgendeiner Form seinen Frieden zu machen und irgendwann abschließen zu können.

Mein ganzes Mitgefühl gilt heute den Angehörigen der Opfer dieser schrecklichen Tragödie und den 150 armen Seelen, die so plötzlich aus dieser Welt gerissen wurden. Mögen sie ihren Frieden finden.

Montag, 23. März 2015

Lebt denn eigentlich Fuchsi noch?

Diese Frage kann erschütternd einfach (und mit einem Schlager) beantwortet werden:
JA, sie lebt noch.
Und sie hat euch auch nicht vergessen.
Sie ist lediglich das Opfer böswilliger Nachbarn, Netzbetreiber und Paketversender.

Und um nun endlich das manirierte Schreiben in der dritten Person zu beenden:
Ich lebe noch.
Es wird mir nur von mehreren Seiten schwer gemacht, meinen Neujahrsvorsatz nach mehr Aktivität im Blog wahr zu machen. Von den Nachbarn, die mein Telefon- / Internet-Kabel gekappt haben, vom Netzbetreiber, der dieses Problem nicht in den Griff bekommt und vom Postversand, der meine Adresse nicht findet...
Ich bin für 2015 quasi ein wenig verflucht.

Nicht neu, aber lästig...

Aber ich lebe noch.
Und das für sich ist ja eigentlich ganz schön.