Mittwoch, 19. September 2012

Die Fee, die im Weißbier lebt...

La fée verte, die grüne Fee, die bekanntermaßen im Absinth lebt, kennt ja schon (fast) jeder. Sie fühlt sich wohl bei Alkoholgehalten zwischen 45 und 85% und verursacht interessante Halluzinationen oder - wenn es ungeschickt läuft - auch Blindheit, Wahnvorstellungen und Krämpfe.
Gut, dass es auch nettere Alkohol-Geister gibt, die weiße Fee beispielsweise, die (wie ihr Name schon vermuten lässt) im Weizen- oder auf gut bayerisch eben Weißbier beheimatet ist.

Im Rahmen eines wunderbaren trnd-Projektes hatte ich nun Gelegenheit, diese Dame besser kennenzulernen und durfte am vergangenen Samstag als eine von 13 Teilnehmern aus München das Franziskaner-Event besuchen, wo es einen herrlich kurzweiligen Abend lang rund ums Weißbier zur Sache ging.

Ich muss ja gestehen, obgleich ich ein echtes Münchner Kindl bin, bin ich grundsätzlich eine eher gelegentliche Biertrinkerin. Das Feierabendbier im Sommer, mal eine Mass auf der Wiesn oder im Biergarten? Bitte, gerne. Aber mich intensiver damit beschäftigt hatte ich bisher nicht - und schon gar nicht in Erwägung gezogen, dass es über Bier möglicherweise eben so viel zu lernen und zu erschmecken/erriechen/erfühlen geben könnte, wie man es von Wein oder Whisky kennt! Der Abend sollte also einige Überraschungen für mich bereit halten.

Hatte ich auch über den Begrüßungsdrink (Weißbier mit einem Schuss Aperol) noch leise geschmunzelt, spätestens als Biersommelier-Weltmeister Karl Schiffner uns neugierige 13 unter seine Fittiche nahm, wurde das Staunen groß. Erst einmal hieß es Duftproben erkennen.

Das klingt zunächst einfach, aber schnell stellte sich heraus: Eine Wissenschaft für sich. Und die Nase arbeitete natürlich auch längst nicht so präzise wie man sich das in solchen Momenten wünschen würde. Spätestens wenn man am Schluss von 14 Düften nur 3 (!) wirklich korrekt identifizieren konnte, wird einem klar, dass es auch im Bier mehr Aromen zu finden gibt als die eigene Schulweisheit sich träumen lässt und man geht gleich viel demütiger in die nun folgende Weißbier-Probe.

Sechs verschiedene Franziskaner-Weißbiere gab es nun (blind) zu verkosten - vom alkoholfreien bis hin zum 2012er-Jahrgangs-Royal-Weizen und ich muss sagen: Es ist erstaunlich, was es im normalerweise so gedankenlos getrunkenen Bier zu entdecken gibt, wenn man sich die Muse nimmt, mit allen Sinnen zu entdecken! Das war nicht nur schmackhaft, sondern auch wirklich interessant und am Ende des von Karl Schiffner fachkundig und immer unterhaltsam geleiteten Tastings hatte ich schon mehr über Weißbier gelernt, als ich je erwartet hätte.

Dass es noch mehr zu erleben gab (ein köstliches Menue und einen Zapfkurs zum Beispiel) davon, ja, davon erzähle ich euch beim nächsten Mal.

In diesem Sinne für heute erst einmal ein Prost und meinen Gruß an die weiße Fee, solltet ihr sie vor mir treffen! ;)

Donnerstag, 13. September 2012

Ein schöner Tag, um Zombies zu schlachten

Samstag-Nachmittag, Sendlinger Tor München.
Menschen mit ungesunder Hautfarbe, schwärenden Wunden und manischem Gesichtsausdruck irren durch die Fußgängerzone.
Es ist Zombie-Walk.
Zombie-Walk!!!
Zombies gehen gar nicht.
Ich kann mit Vampiren leben. Werwölfe, Geister und Dämonen - alles geschenkt.
Aber Zombies?
No way.
Ich kann nicht mal Zombie-Filme sehen, es sei denn ich plane, tagelang auf Schlaf zu verzichten. Ich schalte weg, wenn Thriller im Radio (!) läuft und selbst wenn ich nur aus Versehen in einen Zombiefilm-Trailer schalte und binnen Sekundenbruchteilen panisch wieder wegzappe, treibt das meinen Puls in ungeahnte Höhen.
Bei "Wie stehen deine Chancen eine Zombie-Apokalypse zu überleben" kriege ich stets Höchstpunktzahl, weil ich schon bei der Aussicht auf Zombies bereit wäre, auf alles zu feuern, was sich bewegt...
Und nun also Zombie-Walk in München.
Ganz toll...
Ich schätze, sowohl ich als auch die Möchtegern-Zombies sollten dem Herrn auf Knien danken, dass ich am vergangenen Samstag nicht zufällig in der Innenstadt war.
Denn mal ehrlich - ich wusste vorher nicht, dass ein Zombie-Walk stattfindet. Und die Wahrscheinlichkeit, dass, wenn mir plötzlich und aus heiterem Himmel auf offener Straße ein Zombie begegnet, mein Hirn in den Zombie-Phobie-Panikattacken-Selbstverteidigungsmodus schaltet und ich mit allem, was in Griffweite ist, auf den unseligen Untoten eindresche, ehe ich panisch flüchte, um im nächsten Heimwerkerladen eine Kettensäge und beim Weißrussen meines Vertrauens ein G3 zu erstehen und mich bis auf's Blut zu verteidigen, ist ungesund hoch.
Zombie-Walk in München.
Eine Bombenidee.
Besonders für Selbstmörder...

Dienstag, 11. September 2012

LEBST DU NOCH???

...eine Frage, die ich in den vergangenen Monaten häufiger mal als Betreff in Emails, als Nachricht bei Facebook oder auch als verbalisierte Frage auf meinem Anrufbeantworter hatte.
Eine gute Frage, nebenbei bemerkt.
Rein biologisch ist sie einfach zu beantworten: Ja, ich lebe noch. Alle Vitalfunktionen nachweisbar.
Alles andere ist schwieriger, denn hinter mir liegen interessante Monate, in denen ich mich durchaus hin und wieder fragte: "Springst du jetzt von einer Brücke und dann ist Ruhe?"
Andererseits kann man als Psychologin, die selbst lange in der Krisenintervention gearbeitet hat und sich rühmt, eine makellose Bilanz zu haben, diese Bilanz ja nicht selbsttätig ruinieren. Man hat schließlich ein gewisses Berufsethos.
Also, von/r Dächern/Brücken/Bahnen etc. springen, Seil/Strick/Gas/Tabletten/Messer fielen grundsätzlich aus.
Stattdessen Augen zu und durch.
Was ich dann auch gemacht habe.
Teilweise (oft) hieß das auch, Scheuklappen aufsetzen, so dass viele Mails und Anfragen unbeantwortet blieben. Ich konnte einfach nicht mehr.
An dieser Stelle also auch ein großes Sorry an all die lieben Menschen, die geschrieben und gefragt haben - ich hab alles gelesen und zur Kenntnis genommen und es hat mir Kraft gegeben, dass an mich gedacht wurde, aber antworten konnte ich nicht mehr. Irgendwann kommt einfach der Punkt, wo es zu schwierig ist, einen zusammenhängenden Satz zu tippen, eine Rückruftaste zu drücken und vor allen Dingen dann auch zu interagieren. Ein waschechtes BurnOut und die alles andere als der Heilung förderlichen Umstände hatten mich fest im Griff und ich war so beschäftigt, einen Tag nach dem anderen irgendwie zu bewältigen (und dabei auch noch oftmals stark zu sein, wo ich mich viel lieber verkrochen hätte), dass für nichts Anderes mehr Raum blieb.

Geht es jetzt besser?, fragt man sich da unwillkürlich.
Auch das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Es geht irgendwie, Schritt für Schritt. Da ich aufgeben für keine Option halte, kämpfe ich mich irgendwie zurück und irgendwie geht es auch, es muss ja.
So manches hat sich verändert, nicht unbedingt zum Guten, aber da lamentieren nicht hilft, lebt man eben damit.
Tag für Tag und Schritt für Schritt.
Schauen wir, wo der Weg hinführt.