Was hab ich mich gefreut, als ich vor ein paar Monaten las, dass das
Bayerische Nationaltheater im Herbst
Rusalka in den Spielplan aufnimmt!
Meine Lieblingsoper! In München! In Originalprache!
Ich war ekstatisch.
Keine Diskussion - Karten müssen her.
Premiere? Ausverkauft.
Die folgenden Vorstellungen? Auch schon reichlich voll, aber ich war ja früh dran, insofern gab's zwei Plätze für den Süßen (dessen Begeisterung über diesen Fakt sich in Grenzen hielt.... ;) ) und mich!
(Vor)Freude, Jubel und Begeisterung.
Bei mir jedenfalls. ^^
Gestern Abend war es dann so weit und um kurz nach 19 Uhr hob sich der Vorhang für die vieldiskutierte Neuinszenierung von Martin Kusej.
Übrigens ohne meinen Schatz, der wegen Pakpatzsuche zu spät kam und somit erst zum zweiten Akt reingelassen wurde. Ich unterstelle jetzt keine Berechnung und muss ferner gestehen - ich habe sein Fehlen kaum bemerkt. Ich versank widerstandslos in einem tschechischen See...
Ja, was soll ich nun sagen?
Ich hatte mich schrecklich auf diesen Abend gefreut und die Musik war großartig wie sie es immer ist. Krístine Opolaís war eine hinreißende, nachgerade sphärisch anmutende Rusalka, die mich in ihrer Verzweiflung zu Tränen rührte, Günther Groissböck gab den Wassermann mit einer Kompromisslosigkeit, die ihresgleichen sucht und auch der Rest des Ensembles lieferte eine beeindruckende Performance.
Auch das Orchester unter der virtuosen Leistung von Tomas Hanus war eine Offenbarung und wenn man die Augen schloss, fühlte man sich von der Musik förmlich hinfortgetragen in jenen verwunschenen Märchenwald.
Und hier nun kommt der Pferdefuß.
Aufmachen durfte man die Augen nämlich besser nicht.
Was Martin Kusej mit verstörender Bühne und eher eigenwilliger Interpretation als "
Psychogramm einer misshandelten und von der Welt verstoßenen Frau" jener wunderbaren, märchenhaften Oper antut, grenzt an Vergewaltigung und ähnlich harmonisch läuft es auch ab. Da bewegen sich Musik, Libretto und visuelle Darstellung nicht mehr nur aneinander vorbei - sie prallen zusammen, driften diametral auseinander und teilweise ist es allenfalls noch unfreiwillig komisch, wie widersprüchlich Text und Bild sich begegnen - die meiste Zeit aber steht man mit einem gewissen sprachlosen Entsetzen und fragt sich, was für entsetzliche psychische Probleme der Regisseur wohl haben muss, dass er ein Märchen in dieser Form und Weise (um)deutet.
Gegen Ende des 1. Aktes gibt es eine rührende Szene, wenn der Prinz seine eben entdeckte Rusalka zu sich ruft mit den Worten ".
..bis unsere Zeit zu Ende ist / mein Märchen, bleib bei mir!"
Der Regisseur hat sich das nicht zu Herzen genommen. Beinahe schon systematisch wird alles Märchenhafte, Schöne und Gute dekonstruiert und jedes harmlose Wort zu seiner absoluten Perversion umgedeutet.
Für mich persönlich wurde schließlich der 3. Akt am schlimmsten - die Kluft zwischen Libretto und Bild ist hier so riesig geworden, dass nichts mehr zusammenfindet und der Zauberwald ist nurmehr eine Wahnvorstellung in den leeren Augen verstörter Mädchen in der Nervenklinik.
Phantasie als Krankheit.
Nicht die Lehre, die man meines Erachtens aus Dvoraks erfolgreichster Oper mitnehmen sollte...
5 Kommentare:
Ich bin auch ein Fan dieser Oper und durfte sogar die Arie singen, auf tschechisch, versteht sich.
Süsses Nixchen!-)
Magdarine, ich bin begeistert! :D
Das hätte ich gerne gehört!
Die Oper wurde gestern auch auf tschechisch (mit deutschen Übertiteln) aufgeführt - es klingt einfach schöner im Original.
Übrigens, schön, dich wieder zu lesen! Dein Blog war plötzlich verschwunden - hab dich schon vermisst.
Rudhi, ich und Nixen - du weißt ja. ;)
Liebste Fuchsi!
(Kann dir leider keine e-mail schreiben,da dies hier meinen acount von "hotmail.com" nicht annehmen will! )
interessiere mich sooo für deine zeichnungen, die sind wirklich erstaunlich. bitte melde dich bei mir!!!!! ;-)
es würd mich sehr freuen von dir zu lesen!
Liebste grüße aus Wels;OÖ:
Julia (26)
julia.lakatos22@hotmail.com
Oh, mein Thema schlechthin: Die unverzeihlichen Verbrechen des modernen Regietheaters!
"Rusalka" kenne ich nicht (ärgere mich jetzt aber, da es erst kürzlich auch hier in der Gegend gegeben wurde), aber mein schlimmster live erlebter Fall (die unzähligen Verpfuschungen der "Zauberflöte" u.ä. die ich nur im Fernsehen erlitt, zähle ich jetzt mal gar nicht) war eine Inszenierung von "Rigoletto" (eine meiner absoluten Lieblingsopern):
Statt am Hof von Mantua spielte es in einem kleinen Berggasthaus, dessen jüdischer Wirt Rigoletto mit einer Bande Neonazis befreundet ist und seine Tochter im Keller gefangen hält, bis man ihn dazu bringt, sie (als Hirsch verkleidet) rektal zu vergewaltigen...
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Man fühlte mit...und Verdi in seinem Grab sicher auch.
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