"Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen.", heißt es schon im Dekalog.
Findige Interpreten leiten daraus ab, dass man am besten gar nicht lügen soll und somit ist dieser Ansatz zumindest theoretisch ein reichlich zentrales Gebot unserer Kultur geworden und schon kleinen Kindern bringen wir bei, dass die Wahrheit ein Wert an sich ist.
Trotzdem lügen wir.
Bis zu 200 mal am Tag, sagen Wissenschaftler, die sich mit solchen Themen beschäftigen. Nehmen wir mal zu ihren Gunsten an, dass sie damit die Wahrheit sagen...
So oder so - die Wahrheit scheint ein so gefährdetes Gut geworden zu sein, dass man tatsächlich ein Buch darüber schreiben kann, wenn man sich entschließt, 40 Tage lang nicht zu lügen.
Jürgen Schmieder, seines Zeichens Mitarbeiter der SZ, hat eben dies getan.
40 Tage lang bewusst nicht - gar nicht! - gelogen. Noch nicht einmal bei Nettigkeitsfloskeln, Geboten der Höflichkeit oder dem berühtem Schweigen, wenn man nichts Nettes sagen kann.
Und über seine Erlebnisse mit diesem Feldversuch hat er ein Buch geschrieben, das nun unter dem vielversprechenden Titel "Du sollst nicht lügen" erschienen ist und aus eben jenem er gestern im Vereinsheim in München vorgelesen hat.
Ich mag bekanntermaßen Lesungen und fand auch das Thema ansprechend. Insbesondere da ich ja selbst ein Verfechter des "Sag deine ehrliche Meinung, auch wenn sie unangenehm ist und nichts als Ärger bringt"-Prinzips bin und so fing ich mir mal wieder mein Lieblingsopfer als Begleitung ein und machte mich auf nach Schwabing.
Das Vereinsheim ist eine nette, recht typisch schwabingerisch anmutende und reichlich heimelige Location, die anlässlich des Ereignisses auch gut gefüllt war und die Stimmung war angenehm bis familiär. Gut, die Technik wollte oftmals nicht so wie sie sollte, aber das tat dem Ganzen keinen Abbruch. Die Lesung war reichlich amüsant, der Rezensent sympathisch und irgendwie wirkte die Veranstaltung fast ein bisschen wie eine Lesung im privaten Kreis im Wohnzimmer eines Bekannten, was ich durchaus als Kompliment meine.
Das Buch habe ich nun natürlich noch nicht gelesen, aber die Auszüge wirkten doch so vielversprechend, dass ich mir ein Exemplar (mit netter Widmung. Danke nochmal!) mitnahm und nun natürlich halbwegs zeitnah darüber berichten werde.
Der Abend auf jeden Fall war angenehm und spaßig, auch wenn das Tischgespräch vielleicht durch ein wenig Lügen ein erfreulicheres gewesen wäre. Aber so passten wir wenigstens hervorragend zum Tenor des Textes. ;)
So richtig fit und frisch…
vor 19 Stunden
3 Kommentare:
Mal sehen: ich habe heute nur mit drei Menschen gesprochen, meinem Mann, meinem besten Freund und einer Freundin - und jeder wurde mit nichts als der Wahrheit unterhalten.
Die einzigen die ich immer wieder bewusst durch Schweigen belüge sind meine Eltern, denn sonst hätte ich keine Ruhe mehr...
Das ist eine gute Idee sich selbst mal zu beobachten und wieviele Tage Mann/Frau da durch hält.40ig Tage können bestimmt ganz schön lang sein.;-)...
Die Wahrheit ?- was ist das, meine eiegne Sicht und-Denkweise??? liebe Grüße Manuela
40 Tage ohne jegliches Lügen durchzuhalten stelle ich mir ausgesprochen schwierig vor. Und wie will man das unbewusste Verschleiern oder Umgehen der Wahrheit vermeiden?
In meinem engsten Familienkreis befindet sich eine notorische, ja, schon krankhafte Lügnerin. Um ja nicht ihrem Beispiel zu folgen, zensiere ich mich selbst recht hart. Und dennoch entfleucht mir ab und an eine Halb- bzw. Unwahrheit, auch wenn es sich dabei "nur" um dramatische Effekte einer Erzählung oder ironisch überspitzte Übertreibungen handelt.
Kommentar veröffentlichen