Sonntag, 14. Oktober 2007

Ein schöner Tag im Paradies


So, nachdem ich heute mal nichts anderes zu tun habe und grundsätzlich auch immer der Meinung bin, dass Leute, die sich schon die Mühe machen, mir zu schreiben, auch eine Antwort verdient haben, heute nun doch ein paar Worte über das Prinzip der Freiwilligkeit, nicht nur an "heimliche Bewunderer"...

Ich gestehe, ich fände es irgendwie faszinierend, in einem Universum zu leben, das einzig und allein auf Freiwilligkeit basiert - das heißt ja (um den Gedanken mal konsequent zu verfolgen): keine Verpflichtungen, keine Notwendigkeit, sich nach irgendetwas anderem als den eigenen Wünschen zu richten, keine sozialen Verantwortlichkeiten, keine strukturellen Zwänge, kein Reflexionsbedürfnis (worüber auch). Oder wie es Aleister Crowley so treffend formulierte: "Tu was du willst, soll sein das ganze Gesetz."
Herrlich.
Gut, damit entfernen wir uns jetzt weit von jeder Form von sozialverträglichem Verhalten, von moralisch-ethischen Prinzipien mal ganz zu schweigen, aber was soll's. Man kann sich ja nicht um alles kümmern.

Aber gut, Freiwilligkeit. Prinzipiell ist da viel Wahres dran. Natürlich ist in unserer Gesellschaft prima vista jede Aktion freiwillig. Ich schultere meine diversen Päckchen freiwillig. Man beginnt freiwillig Beziehungen, bekommt freiwillig Kinder, trennt sich freiwillig...
Was für eine wunderbare Welt der Freiwilligkeiten, in der wir doch leben.

Witzigerweise stellt der Mensch als solcher dann aber (meistens) früher oder später fest, dass jede noch so freiwillige Entscheidung einen Haufen Konsequenzen nach sich zieht - ups, woher kommen die bloß? Sollte außerhalb meiner konstruktivistischen Existenz doch noch ein Universum existieren, dass sich einen Dreck um freien Willen schert? Das Anforderungen stellt, Erwartungen aufbaut, das - in letzter Konsequenz - den eigenen Willen und all die schönen kreationistischen Theorien einem empirischen Test unterzieht? Und - gehen wir doch noch einen Schritt weiter - kann es tatsächlich passieren, dass die objektive Realität sich nicht an die subjektiven Realitätskostrukte hält und die ganze schöne Freiwilligkeit einem auf einmal um die Ohren fliegt???

Aber nein, von solcher Schwarzmalerei wollen wir uns distanzieren, das ruiniert bloß das Weltbild und den schönen Tag im selbstillusionierten Eden...
"Guten Morgen, Eva...", sagte die Schlange. "Hättest du gern einen dieser wunderschönen Äpfel?"
"Nein, liebe Schlange.", antwortete Eva. "Äpfel sind schlecht für die Zähne."
No reflection, no pain.
Was für eine wunderbare Welt.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das Bild finde ich sehr nett, vor allem die Klapperschlangen Naga.

Ich bin ein Freiwilligkeitsfanatiker. Ich glaube nicht, dass einem die Freiwilligkeit um die Ohren fliegen muss.
Du hast recht, man muss wirklich die Konsequenzen vorher überdenken und in letzter Konsequenz in dem Bett schlafen, welches man sich gemacht hat.
Manchmal, wenn man es sich so gemacht hat, kann dieses Bett sehr angenehm sein.

Anonym hat gesagt…

*lachlaut*

Ich glaube, du hast den richtigen Job... Viel Spass noch!

Weiterhin der heimliche Bewunderer, ich möcht nicht mit dir tauschen!