Heute morgen habe ich ein paar spannende Stunden in der Hölle verbracht.
Nein, nicht in der netten Hölle mit den leichtbekleideten Mädels in rot. Eher in der "Ewige Verdammnis und Verzweiflung"-Sache.
Was ich getan habe, fragt ihr?
Nun, meine Mutter und ich waren bei einem "kleinen" Einkaufsbummel. Und ja, ich weiß, sie meinte es nett und gut und überhaupt, aber Klamotten kaufen mit Mutsch hat schon eine verdächtige Ähnlichkeit mit dem 7. Kreis der Hölle.
Da tappt man durch Geschäfte, die ich normalerweise nicht freiwillig betrete, durch Abteilungen, in denen meine bloße Anwesenheit den Altersdurchschnitt dramatisch absenkt und vorbei an unsagbaren Scheußlichkeiten, die bestenfalls durch schweren Drogenmissbrauch des Designers zu rechtfertigen wären. Und just, wenn du dann denkst, schlimmer geht es nicht, zaubert sie mit strahlendem Lächeln ein Kleidungsstück hervor, bei dessen bloßem Anblick ich eigentlich schreiend weglaufen möchte und sagt: "Probier das doch mal, das ist so hübsch!"
Mal ehrlich - "hübsch" wird den Dingern nicht annähernd gerecht! Da haben sich die schlechtesten Einfälle der 50er (Schnitt) und 70er (Farben und Muster) -Jahre zu einer verstörenden Union zusammengefunden! Aber Widerstand ist ja zwecklos, also finde ich mich in einer Kabine wieder und schlüpfe zitternd in einige der Highlights postmodernen Fieberwahns.
Die Frau, die mich dann aus dem Spiegel anschaut, hat kaum noch Ähnlichkeiten mit mir, aber sie sieht verzweifelt aus.
Rüschen und Schleifen, "witzige" Muster und Strasssteinchen, das alles hochgeschlossen und in Farben, die ich nicht einmal benennen kann, die aber unglaubliche Dinge mit meiner Haut anstellen - wüsste ich es nicht besser, würde ich wetten, ich wäre seit drei Tagen tot. Nicht, dass mir das im Moment nicht als eine verführerische Option erschiene...
Das Ganze endet, wie es enden muss. Nach mehreren Stunden der Qual verlassen wir das Einkaufscenter wieder. Gekauft haben wir nichts. Dafür sind wir reicher an Erfahrungen. Ich darüber, dass das Universum mal wieder einen guten Lacher auf meine Kosten hatte und meine Mutter einmal mehr in der Erkenntnis bestätigt, welch schauderhaften Geschmack ihre Tochter hat. Immerhin konnte ich die leise Stimme niederkämpfen, die irgendwann verzweifelt murmelte: "Kauf es einfach, sooo schlimm ist das Zeug doch gar nicht..."
Aber so maso bin ich dann doch nicht.