Dienstag, 18. Dezember 2007

Alltagswahnsinn

Liebe Leser, was für ein Tag - ich bin fix und alle. Es fing schon höchst spannend an - mit einem Termin beim Kardiologen, um ein Dauerblutdruckmessgerät (was für ein Wort) umgehängt zu bekommen. Jetzt ist natürlich einzusehen, dass diese leicht 2 Minuten dauernde "Behandlung" erstmal eine Wartezeit von 45 Minuten erfordert - nichts ist schließlich produktiver, als einen Herzpatienten erstmal ein wenig durch Warten unter Stress zu setzen. Zumal, wenn zu wenig Stühle im völlig überfüllten Wartezimmer stehen...
Die Gesichtsfarbe der Anwesenden charchiert jedenfalls zwischen sanftem Tiefrot und gesundem "Infarkt-in-greifbarer-Nähe"-Dunkelrot. Ich halte das für eine Berufssicherungsmaßnahme der Kardiologengesellschaft - irgendwie müssen die ja auch dafür sorgen, dass der Patient sich ihrer Notwendigkeit auch (Achtung, Kalauer!) aus tiefstem Herzen bewusst ist...

Hat der unglückliche Patient diese Wartezeit wieder Erwarten überlebt, ohne zu kollabieren, müssen natürlich stärkere Geschütze aufgefahren werden. Das Blutdruckmessgerät ist nicht da bzw. kaputt bzw. ___ (beliebige Ausrede einfügen) - jedenfalls nicht verfügbar. Völlig klar, dass diese Tatsache der Laborantin nicht schon vor einer 3/4 Stunde bewusst war - diese heimtückischen Gerätschaften neigen ja schließlich dazu, plötzlich und unerwartet aus Gründen der Selbstfindung ins nächste Ashram zu laufen oder falls sie's traditioneller mögen, sich aus dem Fenster zu stürzen, um ihrem elenden Dasein ein Ende zu setzen. Einige der anwesenden Patienten scheinen auch über einen vergleichbaren Ausweg aus ihrem Dilemma nachzudenken - ich erwäge zum wiederholten Male das Verteilen von Visitenkarten. Ich sollte überhaupt viel mehr mit Ärzten zusammenarbeiten, schließlich kann niemand den durchschnittlichen Bürger schneller an den Rand des Suizids treiben als ein geschickter Gott in Weiß. Vielleicht sollte ich Provision anbieten.
Ich sehe schon die Kinowerbung: "SIE machen es kaputt, ICH mache es wieder heil!"
Perfekt.

Die freundliche und gelassene Unterhaltung mit drei Laorantinnen über den Verbleib des Blutdruckmessgerätes führt zu keinem Ergebnis, stattdessen schwört man heilige Eide, dass am selben Tage um 15 Uhr eines zur Verfügung stehen würde. Wie sich das trifft! Ich habe ja 6 Tage vor Weihnachten auch NICHTS anderes zu tun, als meine Zeit in Wartezimmern zu vertrödeln und Termine habe ich auch keine. Außerdem kann man nun wirklich nicht verlangen, dass eine Reservierung, die man Ende November getätigt hat, im Dezember auch wirklich da ist...

In meiner grenzenlosen Güte verzichte ich dennoch auf die rituelle Schlachtung des Personals der kardiologischen Praxis und eile durch Münchens gemütlich verstopfte Straßen zurück nach Hause. Wei schön, dass ich flexibel bin, sonst würde ich jetzt doch tatsächlich ins Schleudern kommen. So aber beschränke ich mich auf einen kurzen Schreikrampf und laufe dann meiner Wege. Zum Beispiel zur Post. Was für eine selten dämliche Idee.
Der geneigte Leser möge gerne im Selbstversuch testen, auf einem Arm ein ca. 55x30x25cm großes Paket mit einem geschätzten Eigengewicht von 7kg, in der anderen Hand eine Tüte mit diversen Briefen und sonstigem Zeug zu balancieren und sich dann für die nächsten 37 Minuten in eine Schlange vor dem Postschalter seines Vertrauens begeben - ich kann schonmal verraten, dass das Paket schnell sehr schwer wird und die Tüte in kürzester Zeit die Blutzufuhr zu den Fingern abschnürt. Macht aber nichts, schließlich bleibt der Kreislauf durch den Zorn in Schwung, den man empfindet, während man den Postbeamten dabei beobachtet, wie er mit beneidenswerter innerer Ruhe Sondermarken zu kleinen Häufchen schichtet.

Apropos "innere Ruhe" - ich definiere sie seit heute als den seelischen Zustand, den man empfindet, fünf Minuten, bevor man in aller Ruhe die Postfiliale / die Kardiologische Praxis / das Kaufhaus verlässt, sein Schwert holt und dann in aller Freundlichkeit Amok läuft.

In diesem Sinne wünsche ich der Leserschaft viel Vergnügen im vorweihnachtlichen Trubel und verabschiede mich für heute ohne eine Zeichnung. Ich weiß auch nicht, warum, aber irgendwie fehlt mir heut der Nerv...

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Also Fuchsi, das versteh ich jetzt nicht. Du hättest locker diverse Zeichnungen anfertigen können. Allein die 45 Minuten beim Arzt, die wären geradezu dahin geschmolzen. Dann bei der Post, was meinst du wie die Leute hinter dir gestaunt hätten, wenn du sie vorgelassen hättest, weil die Zeichnung noch nicht fertig ist. ;-)
Bin ich froh, dass ich mich dem Weihnachtsstress noch nicht hingeben konnte. Alle Jahre wieder, müsst ich langsam mal mit dem Backen anfangen und bis jetzt hab ich nur ein Geburtstagsgeschenk für die Tochter am 23.12. Ob ich vielleicht langsam mal loslegen sollte?!?
liebe Grüße und Gut Nacht

Indy hat gesagt…

Au weia....bin ich froh, dass ich das internet für das Weihanchtsshopping habe ;-)
Hab sogar schon das Geburtstagsgeschenk für den Februar...

Aber Ärzte sind ein Graus.....das elende Warten für 3 minuten oder so....Grrrr.....

Anonym hat gesagt…

1. Zu ärtzlichen Konsultationen immer ein oder zwei Bücher (mind.300 Seiten/Buch), Kaffee in Thermoskanne und Kekse mitbringen. Alternativ zu den Büchern einen Laptop mit den DOOM-Spielen 1-3, *super-extended-edittion*.
2. Zu postlichen Konsultationen i.d. vor-wein*schluchtzs*-nachtszeit immer einen Schleifie für die Packete mitbringen. Schleifie heißt u.g.sprachlich oft auch Hackenporsche. Dieser stimmt die Benutzerin dann auch effizient auf die/unsere Friedhofsblonde Lebenszeit ein.

In diesem Sinne - Horrido - und wer - büddeschöön - geht zur Weihnachtszeit i.d. Stadt?? *grinzbrait*Igel

Fuchsi hat gesagt…

@ Heike: Ich HABE diverse Zeichnungen angefertigt! Ansonsten hätt ich ja tatsächlich das Schwert genommen. *g*

@ indy: Du bist ein seltenes Exemplar Mann, scheint mir. Ich kenn eher die Kerle, die am Heilig Abend panisch durch die Stadt rennen... ;D

@ igel: Schön, dich mal wieder zu lesen! Genau, mit dem Buch kann man dann auch auf den Arzt einschlagen, ich werde dran denken! *lach*

Indy hat gesagt…

Fuchsi...ich bin einfach nur organisiert! - nein, anders: ich bin ein sehr wertvolles und außergewöhnliches Exemplar :-D (das Übliche halt: gutaussehend, humorvoll, tierlieb, verständisvoll - halt alles das, was Schwule sonst haben - nur ohne das Schwulsein halt)

Im Normalfall hab ich im Oktober schon fast alles beisammen für Weihnachten.
Gut, ich geh auch mal kurz vor Weihnachten in die Stadt, nur um zu sehen, wie gestresst alle sind *lol*

Anonym hat gesagt…

Am schönsten ist der Einkauf in der City am 24. so lang die Geschäfte noch auf haben - stopp!- ausgenommen Lebensmittel!
Vorrausgesetzt, man weiss, was man holen möchte uuuuund die Gewissheit das gibts zu Hauf.
Die Verkäufer sind relativ entspanntund haben Zeit für die wenigen Kunden.
Übrigens hab ich inzwischen alles an Geschenken und kann mich nun der Vorbereitung widmen. *uff*