
"Alles Behagen im Leben ist auf eine regelmäßige Wiederkehr der äußeren Dinge gegründet.", hat der gute, alte Goethe gesagt.
Man verstehe mich jetzt nicht falsch. Ich schätze Goethe. Man könnte sogar sagen, dass ich ihn mag. Manches an ihm bewundere ich sogar.
Aber mit dieser Theorie greift er meines Erachtens ein ganzes Stück zu kurz.
Natürlich, er denkt dabei an harmlose Dinge. An den Wechsel von Tag und Nacht, an den Fluss der Jahreszeiten, an die Wiederkehr all der guten Dinge, die uns bei jedem Auftreten Stabilität und Freude ins Leben bringen und die uns ob ihrer Regelmäßigkeit gleichermaßen Staunen abnötigen, als sie uns auch Sicherheit und Verlässlichkeit vorspiegeln.
Was er jedoch ignoriert, ist, dass das Leben auch aus einer unendlichen Menge von Regelmäßigkeiten besteht, auf die man hervorragend verzichten könnte und dass eben jene, gerade ob ihrer Regelmäßigkeit, es sind, die uns Unausweichlichkeit, Sinnlosigkeit und Frustration vermitteln.
Nehmen wir ein klassisches Beispiel:
Hat sich Sysiphos gefreut, dass der Stein, den er soeben mühevoll den Berg hinaugerollt hat, mit verlässlicher Regelmäßigkeit wieder zu Tale donnerte?
War es eine Beruhigung für Prometheus, dass seine frisch nachgewachsene Leber jedes Mal aufs Neue zuverlässig von einem Adler gefressen wurde?
Natürlich könnte ich jetzt anfangen, diese Dinge so weit zu psychologisieren, dass am Ende wiederum alles eine Allegorie auf alles bildet und sich im Kern der Katastrophe ebenso das Glück findet, wie im Kern des Glücks sein Ruin, aber dies führt uns letztendlich nur auf einen Kreis, der zwar etwas nachgerade tantrisches hat, uns aber an dieser Stelle nicht wirklich weiterbringt, denn eigentlich führen mich all diese philosophischen Überlegungen momentan primär zu einem höchst gegenständlichen Punkt, der da lautet:
Warum ist mein Leben so voll von Konstanten, die mich an den Rand der Verzweiflung mit der Menschheit als solcher bringen???
Ihr erinnert euch, mein Neujahrsvorsatz war (einmal mehr) gewesen, mir die menschliche Natur nicht mehr so zu Herzen zu nehmen. Ich gestehe nun mehr, am 31.1.2010 öffentlich und offiziell - der Vorsatz ist erneut gescheitert. Ich nehme mir die menschliche Natur zu Herzen und wieder einmal stelle ich fest - vieles an ihr macht mich wahnsinnig.
Was uns wieder zu den Konstanten bringt.
Und zu einer zentralen Frage, nämlich:
Warum muss ich mich ständig mit Menschen herumplagen, die nicht bereit sind, nachzudenken, bevor sie eine Aktion starten, sich weigern, über ihr Verhalten zu reflektieren, während es stattfindet und eher behaupten würden, dass die Realität offensichtlich falsch und alle anderen Leute ungerechterweise gegen sie sind, anstatt zuzugeben, dass sie sich vielleicht geirrt haben?
Ich meine, in der vergangenen Woche hatte ich 4 - in Worten VIER (!!!) - verschiedene Beispiele für just dieses Verhalten. Vier völlig unterschiedliche Personen, die sich in vier völlig unterschiedlichen Situationen in exakt der selben Form und Weise verhielten.
4 an 7 Tagen!
Ziehe ich das an?
Steht irgendwo auf meiner Stirn: "Willkommen, Reflexionslegastheniker! Sprecht mich an! Diskutiert mit mir! Treibt mich ins Irrenhaus!"?
Ich schwöre, ich habe diese Schrift gesucht! Ich habe zur Sicherheit mit Nagellackerntferner und Wurzelbürsten geschrubbt, aber es hat sich nichts geändert. All die Erkenntnisresistenten verfolgen mich weiter und plappern mit der Regelmäßigkeit des Unausweichlichen ihren immer gleichen Nonsens und egal, ob man ihnen die Sachlage vernünftig erklärt oder mit einem Zaunpfahl um die Ohren prügelt - es ändert sich gar nichts.
Es sind schlechte Zeiten für den Teufel. Das Essen von Äpfeln scheint völlig außer Mode gekommen zu sein...